Auf einem Terminmarkt werden Termingeschäfte gehandelt. Bei solchen Geschäften verpflichten sich die Vertragsparteien, die gegenseitige Erfüllung (Zahlung und Lieferung / Abnahme) auf einen vereinbarten Zeitpunkt in der Zukunft zu verschieben. Terminmärkte gibt es für unterschiedlichste Kontexte, von Finanzinstrumenten über Agrarprodukte bis hin zu Energieprodukten.
Der europäische Energie-Terminmarkt ist Teil der Energiebörse European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und ermöglicht den Handel mit Lieferkontrakten für eine Vielzahl von Produkten und Rohstoffen, die zu einem zukünftigen Zeitpunkt ausgeliefert werden. Im Falle von Strom, der ebenfalls an der EEX in Leipzig gehandelt wird, bietet der Terminmarkt Produzenten und Verbrauchern die Möglichkeit, ihre Stromlieferungen mittels Terminkontrakten langfristig zu planen und das Preisniveau abzusichern. Diese Terminkontrakte sind klar definiert und verpflichten die Vertragsparteien über den gesamten Lieferzeitraum hinweg eine kontinuierliche Bereitstellung bzw. Abnahme zu gewährleisten. Hierin liegt auch die zentrale Besonderheit des Strom-Terminmarktes: Anders als bei allen anderen angesprochenen Terminmärkten wird hier kein künftiges Erfüllungsdatum definiert, sondern verschiedene Erfüllungszeiträume - der Strom-Terminmarkt ist damit um eine Variable komplexer. Bei ausreichender Liquidität können auf diesem Markt Verträge mit einer Laufzeit von bis zu sechs Jahren im Voraus abgeschlossen werden. An der EEX werden am Terminmarkt sogenannte Stromfutures für 20 europäische Märkte angeboten.
Im deutschen Sprachraum wird der Begriff „Power Purchase Agreement" (PPA) aktuell häufig als Synonym für langfristige Festpreis-Stromlieferverträge verwendet. Streng genommen bezeichnet ein PPA jedoch lediglich einen Vertrag zwischen zwei Parteien über die Lieferung bzw. Abnahme von Strom, die auch zu variablen Preisen, wie dem Spotpreis, erfolgen kann.
Strom wird an der European Energy Exchange (EEX) entweder auf dem Spotmarkt oder auf dem Terminmarkt gehandelt. Der Spotmarkt, bekannt unter dem Namen EPEX SPOT, befindet sich in Paris und dient als Plattform für den Handel mit Strom, der kurzfristig, innerhalb von ein bis zwei Tagen, geliefert wird. Dies umfasst den Intraday-Markt, auf dem Strom am selben Tag gehandelt und geliefert wird, sowie den Day-Ahead-Markt, bei dem der Handel einen Tag vor der Lieferung stattfindet.
Der Terminmarkt in Leipzig bietet im Gegensatz dazu grundsätzlich die Möglichkeit, Stromlieferverträge für längere Zeiträume, mit einer Laufzeit von bis zu sechs Jahren, abzuschließen. Diese Option ermöglicht es Teilnehmern, ihre Energiepreise und -mengen langfristig zu planen und zu sichern. Allerdings ist bei Kontrakten für weit in der Zukunft liegende Zeiträume häufig die Liquidität am Markt sehr gering, was den Handel herausfordernder gestaltet.
Während der Spotmarkt also primär für die kurzfristige Versorgungssicherheit und das Ausbalancieren der unmittelbaren Nachfrage genutzt wird, dient der Terminmarkt dazu, das aktuell gehandelte Preisniveau abzusichern.
Der Terminmarkt funktioniert durch den Handel mit sogenannten Terminkontrakten, auch Futures genannt. Diese sind rechtlich bindende Vereinbarungen zum Kauf oder Verkauf einer Ware – in diesem Fall Strom – zu einen im Voraus festgelegten Preis über einen zukünftigen Zeitraum. Dieser Zeitraum kann von einigen Wochen und Monaten bis hin zu mehreren Jahren reichen. Jeder dieser Zeiträume wird dabei als eigenständiges Produkt betrachtet.
Man unterscheidet dabei zwischen diesen Futures:
Üblicherweise sind die Verkäufer auf dem Terminmarkt Stromproduzenten, während die Käufer hauptsächlich Stromanbieter sind, die den Strom dann an den Endverbraucher weiterleiten. Zudem greifen auch große Industrieunternehmen, die einen hohen Stromverbrauch haben, auf den Terminmarkt zurück, um direkt von den Erzeugern Strom zu beziehen. So können sie die benötigten Strommengen zu einem festgelegten Preis erwerben und ihre Stromversorgung langfristig sichern.
Neben den verschiedenen Futures-Typen, die sich nach der Länge des Lieferzeitraums richten, unterscheidet der Terminmarkt außerdem noch zwischen Baseload und Peakload.
Baseload-Futures sind darauf ausgelegt, eine gleichbleibende Lieferleistung rund um die Uhr, 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche, bereitzustellen. Diese Kontrakte decken den ständigen Grundbedarf an Strom ab und sind daher ideal zur Abdeckung der kontinuierlichen Grundlast-Nachfrage. Energieversorger nutzen Baseload-Futures, um eine konstante und sichere Stromversorgung zu garantieren, die die Grundversorgung ohne Unterbrechung deckt.
Peakload-Futures zielen darauf ab, die Energieversorgung während Spitzenverbrauchszeiten zuverlässig zu sichern. Sie decken ausschließlich und immer die Stunden von 8 Uhr morgens bis 20 Uhr abends von Montag bis Freitag ab. Diese Kontrakte gewährleisten die Stromlieferung während dieser Stunden und sind darauf ausgerichtet, den erhöhten Energiebedarf in diesen Zeiträumen zu decken. Sie sind für Energieversorger unerlässlich, um auf die Spitzenlasten zu reagieren, die über die Grundlast hinausgehen.
Sowohl Baseload als auch Peakload beschreiben die unterschiedlichen Bedarfsmuster im Stromverbrauch und sind daher grundlegend für die Strukturierung von Futures. So können Verträge für Strom entweder als „Base“ oder „Peak“ erworben und verkauft werden.
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Der Terminmarkt bietet Stromverbrauchern und –produzenten die Möglichkeit, Preise für zukünftige Stromlieferungen zu fixieren, was für beide Seiten Planungssicherheit bedeutet. Außerdem können sich die Beteiligten so gegen unerwünschte Preisbewegungen absichern – Verbraucher gegen Preisanstiege und Erzeuger gegen Preisverfälle. Für Verbraucher mit hohen Energiekosten ist es oft unumgänglich, zumindest einen Teil ihres zukünftigen Verbrauchs abzusichern, was ebenfalls für Versorger gilt, die auf ein bestimmtes Mindestpreisniveau angewiesen sind.
Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass jeder langfristige Stromliefer- bzw. Abnahmevertrag Verpflichtungen mit sich bringt, die auch bedeuten können, dass die Vertragsparteien von für sie vorteilhaften künftigen Preisbewegungen nicht profitieren können. Die heutigen Preise am Terminmarkt bilden schließlich nur die aktuelle Einschätzung der Marktteilnehmenden zur künftigen Preisentwicklung ab. Diese Einschätzung ändert sich laufend, und mit ihr die Preise am Terminmarkt. Der tatsächliche Spotmarktpreis zum Lieferzeitpunkt kann stark vom aktuellen Terminmarktpreis für diesen Zeitpunkt abweichen. Beispielsweise könnten fallende Preise am Spotmarkt entgangene Einsparungen für diejenigen bedeuten, die sich bereits zu höheren Preisen verpflichtet haben. Ebenso kann die Bindung an langfristige Lieferzeiträume die Flexibilität einschränken, auf kurzfristige Marktchancen zu reagieren, was besonders in schnelllebigen oder dynamischen Märkten zu Wettbewerbsnachteilen führen kann.
Letztlich ist die Entscheidung, wie viel des zukünftigen Verbrauchs oder der Produktion heute kontrahiert werden sollte, eine strategische Wette auf die Zukunft. Das Preisniveau, das sich am Terminmarkt einstellt, ist der “Best Guess” der Marktteilnehmer darüber, wie sich Angebot und Nachfrage entwickeln werden. Wie diese Wette schlussendlich ausgeht, bleibt unsicher und kann heute von niemandem mit Gewissheit vorhergesagt werden.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
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