Um den Begriff der Hochverfügbarkeit zu verstehen, ist es wichtig festzuhalten, dass sich Verfügbarkeit immer auf den anvisierten Zeitraum bezieht. Das kann ein ganzes Jahr sein oder sich aber auch nur auf jeden Werktag zwischen 8:00 und 20:00 Uhr beziehen. Schaut man sich die Klassifizierung von Hochverfügbarkeit an, so überrascht es auf den ersten Blick, dass die Definitionen die Verfügbarkeit weitaus enger fassen, als man es vielleicht annehmen könnte. Eine Verfügbarkeit von 99 % gilt heutzutage nicht mehr als Hochverfügbarkeit, sondern gilt als grundlegend oder normal. Das wird deutlich, wenn man sich anschaut, was beispielsweise 99 % bedeuten, wenn man diesen Wert auf ein ganzes Jahr umrechnen würde. In diesem konkreten Fall hieße das, dass der Anwender akzeptieren müsste, wenn die Systeme pro Jahr 3,65 Tage offline wären. Für IT-Systeme oder Rechenzentren, wie sie etwa auch in Virtuellen Kraftwerken zur Anwendung kommen, wäre dies ein zu langes Zeitfenster, um Ausfälle hinnehmen zu können.
Aus diesem Grund hat die Harvard Research Group (HRG) Anforderung an IT-Systeme definiert. Hochverfügbarkeit fällt nach dieser Einordung in die HRG-Klassen AEC-2.
Klasse | Bezeichnung | Erklärung |
AEC-0 | Conventional | Funktion kann unterbrochen werden, Datenintegrität ist nicht essenziell |
AEC-1 | Highly Reliable | Funktion kann unterbrochen werden, Datenintegrität muss jedoch gewährleistet sein |
AEC-2 | High Availability | Funktion darf nur innerhalb festgelegter Zeiten oder zur Hauptbetriebszeit minimal unterbrochen werden |
AEC-3 | Fault Resilient | Funktion muss innerhalb festgelegter Zeiten oder während der Hauptbetriebszeit ununterbrochen aufrechterhalten werden |
AEC-4 | Fault Tolerant | Funktion muss ununterbrochen aufrechterhalten werden, 24/7-Betrieb (24 Stunden, 7 Tage die Woche) muss gewährleistet sein |
AEC-5 | Disaster Tolerant | Funktion muss unter allen Umständen verfügbar sein |
Daran anknüpfend hat die Harvard Research Group in der Availability Environment Classification (AEC) folgende Verfügbarkeitsklassen definiert:
Hochverfügbarkeit lässt sich primär durch die Einhaltung der folgenden drei Leitgedanken erzielen:
Folgende Schritte sorgen für eine Verbesserung der Hochverfügbarkeit:
Wie oben bereits erwähnt, ist Redundanz ein wichtiger Faktor in der Herstellung von Hochverfügbarkeit. Je nach Anwendungsfall wird zwischen passiver und aktiver Redundanz unterschieden. Unter passiver Redundanz versteht man, dass selbst unter höchster Auslastung noch genügend Ersatzkapazitäten verfügbar sind. In unserem oben erwähnten Einsatzfall des Satelliten könnte dies bedeuten, dass die Kommunikation immer über zwei parallele Kommunikationskanäle abläuft. Sollte der erste Kanal ausfallen, würde der Betrieb nicht eingeschränkt, weil alle Kommunikation ebenfalls immer über einen weiteren Kanal abgewickelt werden würde. Unter Gesichtspunkten von Hochverfügbarkeit würde man den Wegfall des einen Kanals nicht als problematisch ansehen, wenn das System weiterhin in der Lage ist, die Kernaufgabe wahrzunehmen. Ein Fehler wäre es erst, wenn die gesetzten Spezifikationen nicht mehr eingehalten werden könnten.
Aktive Redundanz hingegen zielt darauf ab, dass es in der Performance keinerlei Einbußen gibt und aktiv der operative Betrieb unterstützt wird. Nehmen wir das Beispiel des Satelliten. Hier würde eine aktive Redundanz bedeuten, dass ein zusätzliches System vorhanden ist, dass den Ausfall des Kommunikationskanals registriert. Als Reaktion auf diesen Ausfall würde ein dritter Kommunikationsweg hinzugeschaltet, damit wieder zwei parallele Kanäle für die Kommunikation sorgen. Es ist auch denkbar in solchen Systemen eine weitere, übergeordnete Monitoring-Ebene zu installieren. Diese Monitoring-Ebene würde im Zweifelsfall Komponenten abschalten und das laufende System neu konfigurieren, wenn es beispielsweise bemerken würde, dass der eine Kommunikationskanal des Satelliten instabil läuft. Wie oben bereits erwähnt, kann auch diese zusätzliche Ebene wiederum selbst Störfälle produzieren. Modellierungen und Simulationen können dann wiederum helfen, dieses Risiko zu minimieren.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.