Es gießt wie aus Kübeln, als Matthias Reimers, Geschäftsführer des Deich- und Hauptsielverbands Dithmarschen (DHSV), das Tor zu einem Schöpfwerk am Fuß des Nordseedeichs unweit von Heide in Holstein aufsperrt. „Heute wird gepumpt“, sagt er mit einem Lächeln und deutet auf das nasse Marschland im Dauerregen. Denn der DHSV verantwortet den Abfluss des Regenwassers in die Nordsee, um das Marschland bewohn- und bewirtschaftbar zu erhalten. Drei der Schöpfwerke, die dazu eingesetzt werden, beliefert Next Kraftwerke inzwischen über den flexiblen Stromtarif Best of 96.
Was es mit dem Stromtarif auf sich hat, erklärt Matthias Reimers: „Früher haben wir den Betrieb der Pumpen – also die Entscheidung, wann wir pumpen und wann nicht – vorrangig an zwei Parametern ausgerichtet: am Binnenwasserstand und bei manchen exponierten Deichen auch am Außenwasserstand. Heute kommt eine dritte Variable hinzu: die viertelstundengenauen Strompreise von unserem Versorger Next Kraftwerke.“ Die Leitstandtechnik der Schöpfwerke ist seit 2015 mit dem Virtuellen Kraftwerk von Next Kraftwerke verbunden und erhält fortlaufend neue Strompreise zur Einspeisung in das System. „Unser System wählt so vollautomatisch die günstigsten Viertelstunden aus, in denen wir das Regenwasser zurück in die Nordsee pumpen“, führt Reimers aus. „So konnten wir unseren Energiepreis um rund 30% im Vergleich zum vorherigen Liefervertrag senken. Und dies funktioniert, ohne dass wir Einschränkungen beim Pumpenbetrieb hinnehmen müssen, denn natürlich hat die Trockenlegung des Marschlands immer die alleroberste Priorität. Unsere Pumpen haben absoluten Vorrang und volle Autonomie. Next Kraftwerke entscheidet nicht, wann wir den Strom verbrauchen, Next Kraftwerke gibt uns nur die Möglichkeit, wirtschaftlich sinnvoll zu entscheiden, wann wir unseren Strom verbrauchen sollten.“
Dass der DHSV die Flexibilität des eigenen Stromverbrauchs über den flexiblen Stromtarif nutzt, hat auch einen historischen Grund: die Rolle der Windkraft. „Schon vor 700 Jahren nutzten unsere Vorfahren ihre Windmühlen, um das Marschland trocken zu halten. Heute tun wir das wieder, nur über den Umweg der Strombörse und weitaus flexibler als früher.“ Die Flexibilität des DHSV ergibt sich aus den Speicherbecken, die den Schöpfwerken vorgelagert sind. „Im Grunde genommen sind das Energiespeicher“, erklärt Reimers, „denn die 15 Zentimeter Spielraum, die wir in den Speicherbecken haben, ermöglichen den flexiblen Betrieb der Schöpfwerkspumpen“. Und so kommt es, dass die Schöpfwerke ihren Strom vor allem dann beziehen können, wenn er an der Strombörse günstig zu haben ist, sprich wenn viel Sonne scheint oder der Wind weht. Eine günstige Kombination, denn Windaufkommen und Niederschlag hängen meist zusammen, wie Reimers zu berichten weiß. Schließlich betreibt der Marschenverband Schleswig-Holstein e.V., dem auch der DHSV angehört, im Rahmen des Projekts „Wind für Wasser“ auch vier verbandseigene Windkraftanlagen.
Neben wirtschaftlichen und historischen Gründen spielt aber noch eine dritte Komponente eine Rolle bei der Entscheidung, mit einem flexiblen Stromtarif etwas Neues auszuprobieren. „Als Körperschaft des öffentlichen Rechts, aber auch schlicht als Küstenbewohner, sind wir verpflichtet, den Auswirkungen des Klimawandels etwas entgegenzusetzen. Und dass die Flexibilisierung des Stromverbrauchs eine nachhaltige Entscheidung ist, die wiederum den Ausbau von Erneuerbaren Energien begünstigt, davon bin ich überzeugt“.
Leistung der vernetzten Pumpen: | 576 kW |
Stromverbrauch der vernetzten Pumpen: | 645 MWh/Jahr |
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Eingesetztes Produkt: | Best of 96 |