Geht es um die dezentrale Energieerzeugung, scheinen sich insbesondere bei Biomethan-BHKWs Strom- und Wärmeproduktion in der Anlagenkonzeption gegenseitig auszuschließen. Dass dies nicht zwangsläufig so sein muss, zeigt die Wiehenenergie aus Bad Oeynhausen. Exemplarisch für diese Sichtweise sind zwei Biomethan-BHKWs.
Die EEG-geförderte Biomethan-Anlage versorgt über ein Nahwärmenetz rund 60 Gebäude einer sozialen Einrichtung. Versorgt werden die Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung inklusive der zugehörigen Werkstätten und Schule sowie weitere Nahwärmeabnehmer mit jährlich etwa 7 GWh Wärme – ein großer Standortvorteil für Biomethan-BHKWs. Da sie nur einen Gasanschluss benötigen, lassen sie sich auch problemlos in dichtbesiedelten Gebieten betreiben. Das benötigte Gas – bilanziell gehandeltes Biomethan – bezieht die Wiehenenergie aus dem Erdgasnetz. Durch den Einsatz eines Pufferspeichers kann die Anlage lukrative Mehrerlöse über eine bedarfsorientierte Stromeinspeisung an der Strombörse erzielen, wie Philip Overwien, Projektentwickler bei der Wiehenenergie berichtet: „Für die Vermarktung des Stroms auf den Kurzfristmärkten haben wir Next Kraftwerke beauftragt. Wir stellen unseren Anlagenfahrplan über ein Portal bereit, und das Next Kraftwerke-Team erfährt dann automatisch, dass es die Anlage für den Handel einplanen kann. Der Prozess und die Zusammenarbeit laufen für uns einwandfrei.“
Über die Bereitstellung von Nahwärme hinaus sorgt die Anlage, wie alle anderen Anlagen im Portfolio der Wiehenenergie, für die Stabilisierung des deutschen Stromnetzes mit der Vorhaltung und dem Erbringen von Regelenergie über das Virtuelle Kraftwerk von Next Kraftwerke. Ähnlich wie bei der bedarfsorientierten Einspeisung sind auch in diesem Marktsegment die Einschränkungen hinsichtlich der Wärmelieferungsverpflichtungen für die Wärmeversorgung des Standortes nicht so tiefgreifend, wie häufig angenommen wird. „Alle unsere Anlagen verfügen über mehr oder weniger große Pufferspeicher. Diese puffern längere Regelenergieabrufe problemlos ab. Selbst einstündige Abrufe haben wir bereits hinter uns gebracht, ohne dass es zu Einbußen in der Wärmelieferung gekommen wäre“, hält Overwien fest. „Bei ganz kurzen Abrufen müssen wir nicht einmal auf die Pufferspeicher zurückgreifen, da Wärme ja ein recht träges Medium ist und sich kurzfristige Schwankungen der Stromproduktion nicht direkt in der Wärmeproduktion bemerkbar machen.“ Die Biomethananlagen der Wiehenenergie bieten ihre Leistung primär in der negativen Sekundärreserve an, aber auch die Bereitstellung positiver Sekundärreserve war in der Vergangenheit ein Thema.
Ob es um die Lieferung von Regelenergie geht oder um die Wärmeversorgung für öffentliche Einrichtungen: Für die Wiehenenergie steht der vielseitige Nutzen von BHKWs außer Frage. Hinsichtlich des Bezugs von Biomethan taten sich allerdings in der jüngsten Vergangenheit neue Herausforderungen auf. „Besonders in den letzten Jahren war der Energiemarkt stark in Bewegung und auch die Preise auf dem Methanmarkt haben sich nach oben entwickelt. Das ist ein Grund, weshalb wir momentan neue zusätzliche Energieressourcen in Betracht ziehen“. Entsprechend hat die Wiehenenergie ihren Fokus auf den Bau und den Betrieb von PV-Anlagen ausgeweitet. Das Unternehmen bleibt mit seinen BHKWs nach wie vor dem Wärmesektor treu, möchte sich aber mit dem Portfolioausbau variabler auf zukünftige Anforderungen einstellen und – je nach gefordertem Strom- oder Wärmekonzept – auf den Einsatz anderer Technologien zurückgreifen können.
Leistung der Anlagen Volmerdingsen: | 2 x 450 kW + 1 x 250 kW |
Puffervolumen: | 100 m³ |
Wärmeverpflichtung: | 7 GWh pro Jahr |
Eingesetzte Produkte: | Direktvermarktung, Fahrplanbetrieb, Regelenergie |