„Das hier ist mein Energiespeicher“, erklärt Jörg Kautt und zeigt lachend auf die Maissilage und das Güllebecken. Der Land- und Energiewirt betreibt am Rand der Schwäbischen Alb gemeinsam mit zwei weiteren Landwirten eine Biogasanlage, die mehr leistet als die reine Strom- und Wärmeproduktion. Denn die Anlage ist mit ihrer Flexibilität inzwischen darauf ausgelegt, als Puffer bei fehlender Solar- und Windstromeinspeisung zu dienen.
„Wir können preislich nicht mit Wind- und Solarstrom konkurrieren“, zeigt er sich realistisch. „Unsere Daseinsberechtigung als Biogasbranche liegt in der Flexibilität. Die 24/7-Stromproduktion mit Biogas ist Vergangenheit“. Seit 2021 ist die Anlage mit zusätzlicher BHKW-Leistung überbaut und produziert vermehrt dann Strom, wenn dieser gefragt und entsprechend hochpreisig ist. Dass die Flexibilität bestmöglich platziert wird und entsprechend hohe Erlöse erzielt, ermöglicht die Zusammenarbeit mit dem Flexspezialisten Next Kraftwerke, der vom Day-Ahead-Markt bis zum kontinuierlichen Intradayhandel alle Märkte bedient.
„In Summe produzieren wir sogar weniger Strom als früher, obwohl wir deutlich mehr Leistung haben“, erläutert Jörg Kautt. „Aber wir verdienen mehr“. Auf 80.000 Euro Mehrerlös kam er im vergangenen Jahr im Vergleich zu einer herkömmlichen Fahrweise „nach Strich“ – fraglos in einem außergewöhnlichen Jahr, das von starken Preisschwankungen auf den kurzfristigen Strommärkten geprägt war. Zwei BHKWs am Standort sowie ein Satelliten-BHKW summieren sich auf insgesamt 950kW Leistung, Wärme- und Gasspeicher liefern weitere bauseitige Flexibilität. Im Durchschnitt fährt die Anlage täglich in zwei Zyklen, wird also zwei Mal hoch- und wieder heruntergefahren, um die teuersten Stunden im Day-Ahead-Handel der Spotbörse abzufahren.
Regelmäßig passt Jörg Kautt die Fahrpläne mit den Preisprognosen, die er von Next Kraftwerke erhält, über das Kundenportal an, ebenso wie die Fütterung der Biogasanlage. „Es muss halt in den Betrieb passen“, fasst er zusammen. Hat sich der Mehraufwand der flexiblen Fahrweise gerechnet? „Auf jeden Fall“, ist er sich sicher. Heute läuft die Anlage nur sehr selten in niedrigpreisigen Phasen und dies nur, um bei länger andauernden Off-Peak-Preisen und ausgeschöpftem Wärmespeicher die Produktion der benötigten Wärme sicherzustellen.
Doch hier macht die verfügbare Flexibilität aus der Biogasanlage noch nicht Halt. Zusätzlich kann sie den Übertragungsnetzbetreibern Regelenergie als Reserve zur Stabilisierung der Stromnetze zur Verfügung stellen – vorausgesetzt der Direktvermarkter bietet einen Zugang zu diesem Markt. Bei Next Kraftwerke verarbeitet der Algorithmus des Virtuellen Kraftwerks die abgenommenen Fahrpläne und bietet die Anlage in den verfügbaren Zeiten auf dem Regelenergiemarkt zur Lieferung von negativer Sekundärreserve (SRL) oder Minutenreserve (MRL) an. „Das verträgt sich gut“, gibt Jörg Kautt als nüchterne Rückmeldung, was zeigt: Eine dynamische Vermarktung über verschiedene Flexibilitätsmärkte galt noch vor wenigen Jahren als kaum realisierbar, ist heute jedoch bereits gelebte Praxis bei Next Kraftwerke.
Ein weiterer Baustein in der Stromvermarktung kam 2022 hinzu. „Da war eher meine ganz persönliche Flexibilität gefragt, denn es musste schnell gehen“, kommentiert Jörg Kautt lachend. Auf dem langfristigen Terminmarkt boten sich außergewöhnliche Preischancen, die mit Hilfe eines kurzerhand realisierten PPA-Produkts bei Next Kraftwerke ergriffen werden konnten. So entschloss sich Jörg Kautt, die Hälfte seiner Stromproduktion für 2023 über einen Fixpreis per Power Purchase Agreement zu verkaufen. „Wir sind als Landwirte schwankende Preise, auch an den Terminmärkten, gewöhnt. Ich verkaufe aber nur die Mengen, die ich sicher haben werde, daher habe ich mich für einen PPA mit 50% der voraussichtlichen Jahresstromproduktion entschieden. Hier wie bei allen anderen Themen rund um die Stromvermarktung habe ich eng mit dem regionalen Ansprechpartner von Next Kraftwerke zusammengearbeitet, was mir wirklich sehr wichtig ist. Es passt alles, ich bin sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit“.
„Und wollen Sie wissen, was hier noch flexibel ist?“, fragt er schmunzelnd. Als Landwirte hätten sie vereinbart, die Fütterung der Biogasanlage mit einem möglichst hohen Selbstversorgungsgrad zu bedienen. „Der eine bringt die Gülle ein, der andere das Gras und den Mais und wir haben auch fast zwei Hektar mit Blühpflanzen – Veitshöchheimer Mischung – die wir dazugeben. Und je nach Ernte schwanken die Anteile. Wir sind da ganz flexibel…“
Installierte Leistung: | 500kW elektrisch und 200 kW elektrisch am Standort, zusätzlich 200 kW am Satellitenstandort mit Wärmeversorgung eines benachbarten Hotels |
Gasspeicher: | 1500 Kubikmeter |
Wärmespeicher: | 50 Kubikmeter |
Eingesetzte Produkte: | Direktvermarktung, Fahrplanbetrieb, Regelenergie, PPA |