Biegt man auf den Hof Petersen in Nordfriesland ab, tritt man ins Energiewendewunderland ein. Hinter einem drehen dutzende Windräder, links lädt ein vollelektrischer Fuhrpark des ansässigen Projektierers GP JOULE, geradeaus summt eine Biogasanlage. „Und dahinter steht der erste Freiflächensolarpark Deutschlands in der Megawattklasse“, lacht Sören Sönksen bei der Begrüßung. Er kümmert sich um die kaufmännischen Belange der Biogasanlage – und somit auch um den Stromverkauf.
„Da die Anlage seit Beginn mit dreifach überbauter BHKW-Kapazität ausgestattet ist, war es für uns klar, die Stromproduktion der Anlage so flexibel wie möglich zu gestalten und an tagesaktuellen Strombörsenpreisen auszurichten." Mit ein bis zwei Stopps pro Tag fährt die Biogasanlage nach Fahrplan – sie produziert nahezu ausschließlich in den Stunden Strom, in denen dieser an der Strombörse besonders hochpreisig gehandelt wird. Je nach Wochentag kommt die Anlage somit „nur“ auf vier bis zwölf Stunden Volllastbetrieb, in denen sie Strom und Wärme produziert. Die restlichen Stunden des Tages produziert sie weiter Biogas und speichert es für die spätere Verstromung unter den Tragluftdächern von Fermenter und Gärrestelager, während die Wärmeversorgung aus dem 500 Kubikmeter fassenden Wärmespeicher erfolgt.
„Am Anfang waren wir schon ein bisschen nervös, als wir auf den Fahrplanbetrieb umgestellt haben“, erinnert sich Sören. Doch der Mehraufwand sowohl bei der initialen Umstellung als auch im neuen Alltagsbetrieb war überschaubar und auch die technischen Hürden einfach zu nehmen. „Um noch flexibler fahren zu können, haben wir später auch die Fütterung der Anlage flexibilisiert. Entgegen den Unkenrufen mancher Experten hat dies auch keine negativen Auswirkungen auf die Biologie im Fermenter mit sich gebracht.“
Bei der täglichen Umsetzung des Fahrplans zur Stromproduktion spielt die Kunden-App von Next Kraftwerke eine große Rolle. „Wir erhalten über die App täglich die aktuellen Strompreisprognosen für jede Viertelstunde und einen vorgeschlagenen Fahrplan. Diesen passen wir regelmäßig selbst an und senden ihn zurück. Anschließend schaltet Next Kraftwerke die BHKWs über eine Fernsteuerung auf die von uns eingestellten Zeiten. Die App ist verdammt gut und funktioniert einwandfrei“, zeigt sich Sören Sönksen zufrieden.
Die Orientierung an den Intraday-Preisen der Spotbörse führt dabei nicht zu einer Erhöhung der Schaltzyklen. „Wir nutzen die Intraday-Preise in der App, um die Blöcke unserer Stromproduktion möglichst exakt und viertelstundengenau an den höchsten Spreads auszurichten.“ Als Spreads bezeichnen Stromhändler die Preisunterschiede zwischen der günstigsten und der teuersten Viertelstunde eines Tages.
Zufrieden zeigt er sich auch im Hinblick auf die finanzielle Seite der Umstellung. „Als wir vor rund drei Jahren mit dem Fahrplanbetrieb begonnen haben, zeigte unsere Kalkulation einen Mehrerlös von 1.000 Euro pro Woche gegenüber einer Grundlastfahrweise an. Diesen Wert haben wir im Realbetrieb dann auch erreicht, wodurch unsere Investition in Material und Arbeit schon gerechtfertigt war. Seit 2021 sind die Strompreise und entsprechend auch die Spreads stark angestiegen, so dass wir über das Jahr gerechnet auf einen Mehrerlös von 2.500 Euro pro Woche kamen. Seit Dezember 2021 nun erreichen wir ein wöchentliches Plus von rund 6.000 Euro gegenüber einer 24/7-Fahrweise, inzwischen ist die Anlage aber auch vierfach überbaut. Jetzt werden wir für das Engagement und den Mut belohnt.“
Gesamtleistung: | 2 MW + 0,25 MW |
Bemessungsleistung: | 0,5 MW + 0,25 MW |
Standort-BHKWs: | 1,5 MW & 0,5 MW |
Satelliten-BHKW: | 0,25 MW |
Gasspeichervolumen über Behältern: | 6.000 m³ |
Wärmespeichervolumen: | 500 m³ |