Ab dem 1. Januar 2018 beliefert Next Kraftwerke den Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung mit dem flexiblen Stromtarif „Best of 96“. Insbesondere die sechs Förderpumpen des Seepumpwerks Süßenmühle – auf Uferhöhe am Bodensee gelegen – stellen zukünftig dem deutschen Energiesystem durch die Integration in das Virtuelle Kraftwerk Next Pool rund 32 MW an Flexibilität bereit. Mit Hilfe einer zeitlichen Flexibilisierung des Einsatzes der Pumpen, die eine Gesamtleistung von 55 MW aufweisen, federt das Seepumpwerk gemeinsam mit der auf 300 Metern Höhe gelegenen Wasseraufbereitungsanlage die Schwankungen am Strommarkt ab.
Next Kraftwerke stellt dem zentralen Leitsystem der Förderpumpen automatisch über eine REST-Schnittstelle in einem stündlichen Intervall Preise für die folgenden 96 Viertelstunden zur Verfügung. Auf Basis dieser M2M-Kommunikation optimiert der Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung den Einsatz der Pumpen und Wasserspeicher: Das Rohwasser für rund vier Millionen Abnehmer im südlichen Baden-Württemberg wird vor allem dann in die Aufbereitungsanlage gepumpt, wenn der Strompreis am Intraday- oder Day-Ahead Markt der Spotbörse günstig ist. Dabei berücksichtigt die Optimierung auch betriebsbedingte Restriktionen wie die Speicherfüllstandsgrenzen der Wasserreservoirs auf dem höher gelegenen Sipplinger Berg, die zu erwartende Wasserabgabe sowie die Maximalleistung zu Hochlastzeiten zur Netzentgeltoptimierung. Nach der erfolgten Übermittlung der optimierten Fahrpläne beschaffen die Stromhändler von Next Kraftwerke die benötigten Mengen über den Kurzfristhandel der EPEX SPOT. Abschließend rechnet Next Kraftwerke die gelieferten Mengen viertelstundenscharf ab, allerdings gedeckelt durch eine bei Vertragsbeginn festgelegte Preisobergrenze, auch Cap genannt.
Christoph Drusenbaum, Ingenieur im Förder- und Aufbereitungsbetrieb beim Zweckverband Bodensee-Wasserversorgung, betont den Pioniercharakter der Flexibilisierung: „Unsere Entscheidung für einen flexiblen Stromtarif ist das Ergebnis des durch das BMBF geförderte Forschungsprojekts ‚enWasser‘, das seit Mai 2014 untersucht hat, wie der Stromverbrauch von Wasserversorgungssystemen mit erneuerbaren Energien gedeckt und an ihrer kostengünstigen Erzeugung ausgerichtet werden kann. Da die Stromkosten bei einem Gesamtverbrauch von voraussichtlich 155 GWh im Jahr 2018 einen überdurchschnittlich hohen Anteil an unseren Gesamtkosten aufweisen, sehen wir ein großes Einsparpotential an dieser Stelle. In unseren Simulationen im Rahmen von ‚enWasser‘ haben wir darüber hinaus gesehen, dass der Einsatz von herkömmlichen HT/NT-Tarifen ein weitaus geringeres Potential für Kosteneinsparungen verspricht als ein variabler Stromtarif auf Viertelstundenbasis. Wir erhoffen uns daher von der Zusammenarbeit mit Next Kraftwerke eine signifikante Reduktion unserer Kosten.“
Felix Jedamzik, Key Account Manager bei Next Kraftwerke, ergänzt: „Unser variabler Stromtarif eignet sich vor allem für Stromverbrauchsprozesse, die eine gewisse Puffermöglichkeit aufweisen. In diesem Fall ermöglichen die fünf Wasserbecken auf dem Sipplinger Berg die zeitliche Entkoppelung von Wasserförderung und Wasserverbrauch. Dadurch erhalten unsere Stromhändler den Spielraum, den sie für eine preisoptimierte Beschaffung mit günstigem Strom benötigen. Da die Strompreise im Intraday-Handel primär mit Überschusssituationen durch die starke Produktion wetterabhängiger Erneuerbarer Energien korrelieren, entlasten wir durch das Lastmanagement der Wasserpumpen auch das deutsche Stromnetz. Im Grunde kann man sich das Projekt wie ein ‚halbes‘ Pumpspeicherkraftwerk vorstellen.“
Next Kraftwerke erhält den Zuschlag als Stromlieferant über eine öffentliche Ausschreibung des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung. Das wirtschaftlichste Angebot wird vor dem Hintergrund der Energiewende zunehmend auch durch zusätzliche Services wie das Lastmanagement bestimmt.
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Lotte Lehmbruck
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