Revolutionen haben immer ihren Preis. Ist dies im Hinblick auf die Energiewende sogar wörtlich zu nehmen, wenn man auf die stark fallenden Preise für Solarstrom an der Spotbörse schaut? Gegenüber April sank der Marktwert um 33 Prozent auf 5,356 Cent/kWh.
Kurz gesagt: Nein. Es war eher ein außerordentlich sonniger Monat, der hinter uns liegt und die Preise für Solarstrom auf Talfahrt geschickt hat. Die Langversion: Vielleicht ein bisschen. Denn je mehr PV-Anlagen bei Sonnenschein günstigen Solarstrom produzieren – je erfolgreicher die Energiewende also unser Stromsystem revolutioniert – desto stärker zügelt das Überangebot die Preise am Spotmarkt. Dieser Trend verstärkt sich aktuell weiter: Allein in den ersten vier Monaten des Jahres 2023 sind 3,6 Gigawatt an neuer PV-Kapazität ans Netz gegangen und ein Ende dieser Hochkonjunktur ist nicht abzusehen. Hinzu kommt noch, dass auch unsere europäischen Nachbarn wie zum Beispiel die Niederlande kräftig zubauen, so dass Deutschland überschüssigen Strom auch nicht dauerhaft problemlos exportieren können wird.
Bei der Windenergie war der Preisverfall weniger dramatisch: Im Mai erzielten Windenergieanlagenbetreiber im Schnitt einen Preis von 8,905 Cent/kWh, was im Vergleich zum Vormonat lediglich einem 9,45%igen Rückgang entspricht. Der durchschnittliche Spotpreis im Mai 2023, der auch die Grundlage für die Marktprämie von Biogasanlagen bildet, betrug 8,172 Cent/kWh - ein Rückgang von 18,88% im Vergleich zum April.
Der starke Solarmonat Mai führte auch zu einem neuen Allzeitrekord beim Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung. Satte 69% (!) der Stromerzeugung übernahmen die Erneuerbaren Energien im Mai 2023 – so viel wie niemals zuvor. Ein Meilenstein, den man auch bei gesunkenen Strompreisen noch feiern darf!
Die Strompreise am Spotmarkt sind äußerst volatil, wie sich ebenfalls im vergangenen Monat wieder zeigte. Besonders der Intraday-Handel an der Spotbörse gab es im Mai starke Ausschläge, die bisweilen sogar in extrem negative Preise mündeten. So sank der Stundenpreis während der kontinuierlichen Intraday-Auktion am 28. Mai auf beeindruckende -250 €/MWh, um am darauffolgenden Pfingstmontag immerhin noch auf rund -150 €/MWh zu fallen. Die Ausgleichsenergiepreise, die Stromhändler zur Korrektur von Prognosefehlern zahlen müssen, waren an diesen Tagen entsprechend hoch. Am Nachmittag des Pfingstsonntags erreichten sie bis zu -887 €/MWh.
Im Mai dieses Jahres griff § 51 EEG 2021 aufgrund negativer Spotpreise an mindestens sechs aufeinander folgenden Stunden. Diese Intervention führt zu einem auf diese Stunden begrenzten Wegfall der Marktprämie für bestimmte Erneuerbare-Energien-Anlagen, die sich in der Direktvermarktung befinden.
Im Mai setzte sich auch der bereits seit Dezember 2022 beobachtete Abwärtstrend der Preise für Terminkontrakte im Stromhandel an der Energiebörse EEX fort. Zum Monatsende wurden für das Frontjahr 2024 noch 124,58 €/MWh (Base) bzw. 151,03 €/MWh (Peak) aufgerufen, was einen Preisverfall von rund 15% im Vergleich zum Vormonat bedeutete. Besonders deutlich fiel der Rückgang bei den Frontquartalen 3/2023 und 4/2023 aus, für die Ende Mai nur noch 86,03 €/MWh (Q3 2023, Base) bzw. 114,24 €/MWh (Q4 2024, Base) aufgerufen wurden.
Verantwortlich für den kontinuierliche Preisrückgang beim Erdgas ist vor allem die sinkende Preiserwartungen im Terminhandel. Mit einem Day-Ahead-Preis von 26,30 €/MWh am Monatsende liegt der aktuelle Erdgaspreis weit unter dem Niveau von vor weniger als einem Jahr, als er zwischenzeitlich auf über 300 €/MWh gestiegen war. Die Gründe für den rapiden Preisverfall liegen laut Fachleuten in der zunehmenden Lieferung von Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland sowie in den bereits gut gefüllten deutschen Gasspeichern, die Ende Mai bereits eine Auslastung von rund 75% aufwiesen.
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Die Preise für kurzfristige Reserven zur Stabilisierung des Stromnetzes zeigten im Mai ein völlig anderes Bild als der Gesamtmarkt. Nach einem Tief im April sind die Preise in dem kleinen Markt wieder heftig angestiegen. Die negative Sekundärregelleistung erreichte fast das Niveau vom Jahresbeginn und Anbieter konnten bei konstanter Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW an regelbarer Leistung einen durchschnittlichen Preis von 7145 €/MW erzielen, was einem Plus von 67% gegenüber dem Vormonat entspricht. Auch die anderen Regelenergieprodukte verzeichneten durchgehend steigende Preise. Besonders auffällig war das außerordentliche Plus bei der negativen Minutenreserve, die von 1267 €/MW im April auf 5338 €/MW im Mai anstieg (ein Plus von 321%). Diese starke Preisentwicklung bei den beiden negativen Reserven, die bei einer Überspeisung des Stromnetzes zum Einsatz kommen, lässt sich unter anderem durch die starke Einspeisung der erneuerbaren Energien im Mai erklären. Wenn zu viel Strom im Netz ist, setzen die Übertragungsnetzbetreiber auf negative Reserven, um die Netzfrequenz wieder auf 50 Hertz zu drücken. Hiervon profitieren Betreibende steuerbarer Kraftwerke wie Biogas- oder KWK-Anlagen, die negative Regelenergie bereitstellen können.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
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