Im vergangenen Monat stiegen die Gaspreise auf den höchsten Stand seit rund einem halben Jahr, zugleich legte der summierte Anteil aller Erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung nur geringfügig zu (+2,7 % zum Vormonat). Entsprechend wäre eigentlich ein Anziehen der Strompreise zu erwarten. Im Oktober war an den Spotmärkten das Gegenteil zu beobachten.
Der Durchschnittspreis aller Stunden im Spothandel betrug für den Oktober 8,738 Cent pro Kilowattstunde, ein Minus von 13,24 %. Windmüller an Land kamen auf einen Durchschnittswert von 6,864 Cent pro Kilowattstunde (-19,87 % zum Vormonat), Windmüller auf See immerhin auf 7,426 Cent pro Kilowattstunde (-16,32 % zum Vormonat). Betreiberinnen und Betreiber von Photovoltaikanlagen erzielten 6,763 Cent pro Kilowattstunde (-9,18 % zum Vormonat).
Dieser Preisabschlag ist vor allem durch die Saisonalität zu erklären: Im Oktober wurde die Solareinspeisung jahreszeitenbedingt durch die Windkraft ersetzt. Dies kann aufgrund des unterschiedlichen Erzeugungsprofils preisdämpfend wirken. Denn die Preisspitzen (Peaks) in den Morgen- und Abendstunden, die im Sommer bei hohem Verbrauch und geringer Solareinspeisung entstehen und das allgemeine Preisniveau anheben, werden im Herbst häufig durch die konstantere Windeinspeisung geglättet.
Der Oktober zeigte sich durchaus windreich: Rund die Hälfte des Monats lagen On- und Offshore-Anlagen konstant bei über 25 Gigawatt (GW), in der Spitze bei über 35 Gigawatt. Zugleich nahm - ebenfalls saisonal bedingt - die Anzahl der Tage ab, an denen die Windkraft abflaute.
Mehr Windstrom in den Netzen trug dazu bei, dass den sechsten Monat in Folge negative Strompreise am Day-Ahead-Markt, die länger als sechs Stunden andauerten, auftraten. Im Oktober erlitten Erneuerbare-Energien-Anlagen, die nach § 51 EEG 2017 betrachtet werden, an zwei Zeiträumen (3. Oktober, Nacht vom 13. auf den 14. Oktober) eine Verringerung ihres anzulegenden Werts auf Null.
In Folge der Terrorattacken der Hamas auf Israel am 7. Oktober stieg der Erdgaspreis an den Großhandelsmärkten schlagartig an. Nachdem er mit 32,36 €/MWh in den Monat gestartet war, erreichte der Day-Ahead-Gaspreis (THE) am 13. Oktober die Marke von 54,52 €/MWh, der höchste Stand seit Anfang April. Den Markt beunruhigte die Sorge vor einem regionalen Konflikt mit Iran, die Unsicherheiten über Transporte durch die Straße von Hormuz und die Auswirkungen des Konflikts auf LNG-Verfügbarkeiten. Im weiteren Verlauf des Monats schwankten die Preise im Day-Ahead-Handel am Großmarkt in einem Korridor zwischen 40 €/MWh und 50 €/MWh. Auch die Forward-Kontrakte für Erdgas zogen im Oktober analog zu den Spotpreisen an, beruhigten sich jedoch zum Monatsende.
Unbeeindruckt von den eingangs geschilderten kurzfristigen (und erwartbaren) Effekten der aufkommenden Windsaison folgten die Terminmarktpreise für Strom den Turbulenzen am Gasmarkt. Der Base-Preis für das Frontjahr 2024 spiegelte untermonatlich nahezu identisch den Verlauf der Großhandelspreise für Erdgas und schloss am Monatsende bei 117,85 €/MWh.
Der Markt für kurzfristige Reserven zur Stabilisierung der Netzfrequenz – der Regelenergiemarkt – gab sich im Oktober im Vergleich zu den durchaus turbulenten Vormonaten unauffällig. Allein die temporäre Nichtverfügbarkeit eines Pumpspeicherkraftwerks ließ die Preise am 17. Oktober in die Höhe schießen. Der Leistungspreis in der negativen Sekundärregelleistung stieg in einem Gebotsblock für vier Stunden auf bis zu 900 €/MW, in der positiven Sekundärregelleistung gar auf 1800 €/MW. Am Folgetag sanken die Preise jedoch wieder auf Normalniveau.
Der Regelenergiemarkt hat übrigens auch eine gewisse Saisonalität: In den Wintermonaten, in denen mehr Strom und Wärme benötigt werden, besteht eine erhöhte allgemeine Verfügbarkeit von konventionellen Kraftwerkskapazitäten. Damit stehen gleichzeitig auch mehr Reserven zur Stromnetzstabilisierung bereit. Dies lässt die Preise für Regelleistung in der kalten Jahreszeit im Allgemeinen sinken.
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