Unser Geschäftsführer Jochen Schwill war vor kurzem bei einer Konferenz zum Thema Regelenergiemarkt Strom und Intraday-Handel. Es ging unter anderem um das im Oktober 2018 eingeführte Mischpreisverfahren auf dem Regelenergiemarkt und die Einführung von Regelarbeitsmärkten. Welche Erkenntnisse er mitgebracht hat, berichtet er im Interview.
Wie war es auf dem Euroforum?
Es war sehr spannend. Auf dem Euroforum ging es um den Regelenergiemarkt Strom und den Intraday-Handel – also genau unsere Spezialgebiete. Ich habe einen Vortrag zum Mischpreisverfahren und die Vereinbarkeit mit dem Strommarktdesign gehalten.
Und, was hast du gesagt?
Ich habe gesagt, dass das Mischpreisverfahren ineffizient ist und Clean-Tech-Anlagen systematisch benachteiligt. Deshalb befürworten wir, dass es so schnell wie möglich wieder abgeschafft wird und Regelarbeitsmärkte eingeführt werden.
Gab es viel Widerspruch?
Eine richtig heiße Diskussion gab es nicht. Ich hatte den Eindruck, die meisten Teilnehmer waren sich einig, dass Regelarbeitsmärkte der richtige nächste Schritt sind, um die bestehenden Ineffizienzen zu lösen. Das hat mich gefreut. Denn es zeigt, dass wir in die gleiche Richtung gehen wollen.
Erklär bitte nochmal ganz kurz, was Regelarbeitsmärkte sind.
Mit dem Regelarbeitsmarkt soll eine Möglichkeit hinzukommen, am Markt für Regelenergie teilzunehmen. Die Idee dabei ist, dass Regelenergieanbieter auch nach Ende der Leistungspreisauktion über leistungspreisfreie Gebote in den Kreis der bezuschlagten Anbieter aufgenommen werden. Für diese free bids bekommen die Anbieter dann allerdings keinen Leistungspreis, sondern nur den Arbeitspreis, sollte das Angebot aktiviert werden.
Und das ist besser, weil…
… es Druck auf die Arbeitspreise ausübt, was die Kosten insgesamt senken soll. Wenn der Regelarbeitsmarkt ausfällt oder es keine günstigeren Regelarbeitsgebote gibt, werden die Regelleistungsgebote aus der regulären Regelleistungsauktion aktiviert. In einem solchen Marktdesign haben Clean-Tech-Anlagen wieder eine Chance am Markt teilzunehmen.
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Wann löst der Regelarbeitsmarkt das Mischpreisverfahren ab?
Das ist noch nicht klar. Wir hoffen schnell. Es gab bereits Konsultationen, bei denen Marktteilnehmer ihre Anmerkungen zum aktuellen Entwurf abgeben konnten. In den Gesprächen, die ich auf der Konferenz geführt habe, hat sich bei mir ein Stimmungsbild ergeben, das zeigt, dass es im Prinzip keine Einwände gegen eine generelle Einführung gibt, in der Regel befürworten die Marktteilnehmer den Regelarbeitsmarkt. Daher finde ich es sinnvoll, den Regelarbeitsmarkt jetzt schnell einzuführen, um das alte System abzulösen.
Geht das denn so schnell – so eine Umstellung bringt doch sicher einige Veränderungen mit sich?
Das stimmt. Es müssen zum Beispiel Systeme umgestellt und Strategien angepasst werden. Ich bin aber überzeugt, dass dies gut und schnell gelingen kann. Die Marktteilnehmer haben ja bereits einmal gezeigt, dass sie es können: Das Mischpreisverfahren wurde 2018 im Prinzip über Nacht angekündigt und ab dann gab es letztlich eine Frist von rund fünf Monaten bis zur Einführung. Dass die Regelarbeitsmärkte kommen, ist bereits seit November 2017 bekannt und es gab bereits Konsultationen. Daher halten wir eine sechsmonatige Frist nach Beschluss für völlig ausreichend, um auf das neue System zu wechseln. Das sieht der Bundesverband der Erneuerbaren Energien übrigens auch so.
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