Als Virtuelles Kraftwerk vernetzt Next Kraftwerke Stromproduzenten und Stromspeicher, um deren Energie an verschiedenen Marktplätzen zu handeln. Ein Geschäftsmodell, das grundlegend auf digitaler Technologie basiert und in dem es jede Menge spannende Projekte für IT-Spezialist_innen gibt. Im Interview stellen wir euch die beiden Software Developer Lydia Lerche und Christian Heiden aus dem Team Software Engineering vor, die über ihre Arbeit in der Frontend- und Backend-Entwicklung berichten.
Antje Golbach: Hallo Lydia, du arbeitest seit gut vier Jahren bei Next. Was ist deine Hauptaufgabe im Team Software Engineering?
Lydia Lerche: Ich befasse mich mit Frontend-Entwicklung und User Experience. Das heißt mit allem, was im Browser passiert und was User interaktiv anwenden können. Unser Ziel als Frontend-Entwickler_innen ist es, die User Experience so positiv wie möglich zu gestalten, so dass User gerne mit unseren Tools – wie beispielsweise dem Kundenportal Mein Kraftwerk (MEIK) – arbeiten. Hauptaugenmerk meiner Arbeit liegt auch auf diesem MEIK-Portal, seiner Weiterentwicklung, der Fehlerbehebung und dem Support. Das Kundenportal ist eine Applikation, die in Frontend und Backend aktuelle Frameworks verwendet. Business- und Darstellungslogik sind so voneinander getrennt. Dadurch lassen sich die Darstellungskomponenten an anderen Stellen wiederverwenden und die Webseite kann effizient weiterentwickelt werden.
Antje Golbach: Kannst du uns kurz erläutern, wofür das Portal genutzt wird?
Lydia Lerche: Über dieses Portal erhalten unsere Kund_innen beispielsweise Informationen zu ihren Verträgen, zum Status ihrer Anlage oder ihren Erlösen und sie können darüber ihre Anlagen verwalten.
Antje Golbach: Christian, du arbeitest als Software Developer am Backend. Was sind genau deine Aufgaben?
Christian Heiden: Um bei dem Beispiel MEIK zu bleiben: Als Software Developer schreiben wir beispielsweise Code zur Erstellung der Anlagenfahrpläne für die bedarfsorientierte Einspeisung unserer Biogasanlagen. So ermöglichen wir den Kund_innen, ihre Anlagen nachfrageorientiert und netzstabilisierend zu fahren und auf diese Weise ihre Erlöse zu steigern. Damit das alles reibungslos funktioniert, brauchen wir verschiedenste Daten, auch jene, die über MEIK eingegeben werden. Die Kund_innen können via MEIK eintragen, ob eine Anlage gewartet wird und nicht einsatzfähig ist oder nur mit Teillast gefahren werden kann. Auch berücksichtigen wir die Livedaten der Anlage, welche mittels einer Datenschnittstelle direkt an unser Virtuelles Kraftwerk gesendet werden. Neben diesen dynamischen Daten benötigen wir aber auch die grundsätzlichen Anlagenspezifikationen. Dazu zählt zum Beispiel, wie häufig eine Anlage in einem definierten Zeitraum an- und ausgeschaltet werden darf oder mit welchen Leistungsstufen sie überhaupt gefahren werden kann. Das heißt, zur Berechnung eines individuellen optimalen Fahrplans einer Anlage verarbeiten wir mitunter völlig unterschiedliche Daten.
Unser Team Software Engineering entwickelt aber auch Tools für spezielle Anforderungen. So haben wir beispielsweise für das Herunterregeln von Anlagen im Falle von Stromüberschüssen im Netz – eine interne Applikation entwickelt, die von unseren Stromhändler_innen programmatisch per HTTP-API, sowie manuell im Browser genutzt werden kann. Darüber können Befehle gesendet werden wie beispielsweise: „Reduziere Solar um 200 MW!“, woraufhin dann eine passende Teilmenge heruntergeregelt wird.
Antje Golbach: Läuft das alles automatisch oder müsst ihr hier etwas machen?
Christian Heiden: Das läuft alles automatisch. Wir intervenieren nur, wenn etwas nicht funktioniert. Unsere Stromhändler_innen müssen schnell und flexibel agieren können, damit die Anlagenproduktion so nah wie möglich am Bedarf ist. So ein Tool hilft dabei.
Antje Golbach: Wie erhaltet ihr eure Aufgaben?
Lydia Lerche: Wir arbeiten mit einem modernen Ticketsystem. Auf dem Kanban Board werden alle Aufgaben angezeigt, wer daran arbeitet und wie der Stand ist. Das Kundenfeedback zum MEIK-Portal erhalten wir via Tickets meistens von den Kundenbetreuer_innen. Sie teilen uns Verbesserungsvorschläge der Kund_innen mit oder falls diese irgendwelche Schwierigkeiten haben, wie beispielsweise Probleme beim Downloaden von Rechnungen. Unser Product Owner priorisiert die To-dos dann nach Dringlichkeit: Sind es große Probleme, die schnell gelöst werden müssen oder z.B. Features die sich Kund_innen wünschen, die aber keine hohe Dringlichkeit haben.
Antje Golbach: Mit welchen Teams arbeiten die Software Developer zusammen?
Christian Heiden: Eine wesentliche Schnittstelle haben wir zu dem Team, das sich maßgeblich um den Betrieb und die Weiterentwicklung unsers Virtuellen Kraftwerks kümmert. Mit den Kolleg_innen arbeiten wir operativ und bei der Planung neuer Features zusammen. Vor allem tauschen wir mit dem Team digital Daten aus. Wir teilen ihm beispielsweise mit, wenn eine Anlage anders gefahren werden soll. Das Team erhält von uns die optimierten Anlagenfahrpläne, die es dann über unsere Steuereinheit, die Next Box, an die Anlage sendet.
Antje Golbach: Gibt es eine Schnittstelle zwischen euch beiden als Backend- und Frontend-Entwickler?
Lydia Lerche: Unsere entwickelten Softwarekomponenten fließen in das Gesamtprodukt ein, das wir den Kund_innen zur Verfügung stellen. Die Anlagenbetreiber_innen sehen den von Christians Team erstellten Fahrplan, der ihnen via dem von uns programmierten User Interface in MEIK zur Verfügung gestellt wird.
Antje Golbach: Welche Tools und Programme nutzt ihr für eure Arbeit als Software Developer?
Christian Heiden: Wir programmieren hauptsächlich in Python, unsere Applikationen werden als Docker Image intern veröffentlicht und als Container in unserem Cluster ausgerollt. Für die gemeinsame Arbeit am Code verwenden wir GitHub, sowie GitHub Actions für unsere CI/CD Pipeline. Als internes Wiki nutzen wir Confluence und bei der interaktiven, kollaborativen Planung arbeiten wir mit Miro.
Lydia Lerche: Für die Frontend Entwicklung setzen wir Vue.js ein. Das ist ein JavaScript Framework, das uns das Grundgerüst vorgibt. Darin enthalten sind verschiedene Funktionen und Bausteine, auf die wir für die Programmierung zugreifen können. Für die Erstellung eines Grobentwurfs der Website, das sogenannte Wireframe, nutzen wir Figma. Mithilfe des Wireframes schaffen wir eine Gesprächsgrundlage, um weitere Änderungen und Vorstellungen zu besprechen.
Antje Golbach: Nach welcher Methode arbeitet ihr bei euren Projekten im Software Engineering?
Lydia Lerche: Wir arbeiten nach Scrum mit 2-Wochen-Sprints. Wir haben jeden Tag ein Daily, in dem es über unsere anstehende Arbeit und potenzielle Blocker geht. Alle zwei Wochen besprechen und schätzen wir die Komplexität solcher Tickets, die wir im nächsten Sprint bearbeiten wollen, in Refinement Meetings. Am Ende des Sprints stellen wir im Review unsere Ergebnisse vor. Im geschlossenen Rahmen sprechen wir in der Retrospektive über die Dinge, die gut oder nicht so gut gelaufen sind und versuchen daraus, konstruktive Schlüsse zu ziehen.
Antje Golbach: Wo seht ihr die Vorteile bei Scrum?
Lydia Lerche: Zum einen wird ein Projekt in kleineren Päckchen organisiert, die dann leichter in Teilschritten gelöst werden können. Zum anderen haben wir frühzeitig sichtbare Ergebnisse, können schnell und flexibel agieren und auf Veränderungen reagieren.
Christian Heiden: Das schnelle Erzielen von Ergebnissen ist natürlich auch motivierender, als wenn man ewig lang auf ein Release hinarbeitet. Zudem bestimmen wir gemeinsam im Entwicklerteam, was und wie wir eine Sache angehen. Das heißt, es ist nicht so hierarchisch organisiert und jede im Team kann mitreden.
Antje Golbach: Was schätzt ihr am meisten bei eurer Arbeit im Software Engineering?
Christian Heiden: Ich finde es einfach spannend im Energiesektor zu arbeiten. Ich bin nah am Marktgeschehen und es sind neben meinem Wissen als Software Developer auch Marktkenntnisse gefragt: Wie laufen Auktionen ab? Wie funktionieren Strommarkt und Strombörse? Ich habe beispielsweise an der Entwicklung unserer Schnittstelle zu den Strombörsen EPEX und Nordpool mitgearbeitet. Die Anforderungen an diese Software hatten einen starken Fokus auf Performance und Stabilität, um unseren Stromhändler_innen zuverlässige live-Marktdaten zur Verfügung zu stellen. Es gibt im Software Engineering bei Next Kraftwerke viele von solchen realen Anwendungsfällen, die auch noch unmittelbar mit Erneuerbaren zu tun haben. Dieser Mix ist sehr reizvoll. Darüber hinaus bieten uns die Hackathons bei Next Kraftwerke die Möglichkeit, unser Blickfeld zu erweitern. In heterogenen Teams probieren wir beispielsweise neue Methoden, Technologien und Tools aus. Auch bei dem interdisziplinären Working Groups können wir uns austauschen und erhalten oftmals interessante Impulse und Einblicke in die Aufgabenfelder von anderen Kolleg_innen.
Lydia Lerche: Ich habe früher als Frontend Entwicklerin in Agenturen gearbeitet. Da haben wir schnell mal was Schickes gebaut, das allerdings nur eine kurze Lebensdauer hat. Hier arbeiten wir längerfristig an einem großen Produkt, das wir stetig hinterfragen und verbessern. Dabei ist das Produkt nicht nur nützlich, sondern auch nachhaltig nützlich. Ich finde es auch gut, dass wir technische Schulden angehen. Bei einem großen Projekt kommt es immer mal wieder vor, dass Sachen veralten, oder man lernt neue Methoden kennen, die auch auf ältere Projekte anwendbar sind. Hier bei Next haben wir die Möglichkeit, das zu tun und das Erlernte anzuwenden. Ferner gefällt mir das wertschätzende Arbeiten miteinander. Wir arbeiten auf Augenhöhe, wir werden gehört und können Dinge beeinflussen. Außerdem kommen mir die flexiblen Teilzeitmodelle sehr entgegen. Next Kraftwerke bietet hier verschiedenste Möglichkeiten an, so dass sich die Arbeitszeit den aktuellen Lebensumständen anpassen lässt.
Antje Golbach: Was müssen Mitarbeiter_innen mitbringen, die im Bereich Software Engineering bei Next anfangen wollen?
Lydia Lerche: Für die Arbeit als Frontend Entwickler_in ist sicherlich ein Gefühl für Design wichtig und die Fähigkeit, sich in den User hineinversetzen zu können. Auch eine gewisse Kritikfähigkeit sollte man mitbringen, da wir mit Code Reviews arbeiten. Dabei schaut jemand über den erstellten Code und kann natürlich auch Kritik und Verbesserungsvorschläge anbringen.
Christian Heiden: Ein Interesse am Energiemarkt ist eine wichtige Voraussetzung. Wenn unsere Stromhändler_innen spezifische Funktionen brauchen, sollte der Software Developer den Domänenkontext verstehen, um eine gute Lösung zu entwickeln. Es ist viel Pionierarbeit gefragt. In der modernen Energiewirtschaft existieren nicht für alle Probleme vorgefertigte Lösungen. Daher sollten Interessenten Spaß und Interesse haben, auch gänzlich neue Wege zu gehen.
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
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