Wie entwickelt sich der Marktwert für Strom aus Photovoltaik in den nächsten Jahren? Wir erläutern in unserem Blog die Ergebnisse einer Fundamentalstudie der r2b energy consulting zum Marktwert der Photovoltaik in den kommenden Jahren.
Der Blick auf die Zahlen der Entwicklung für Erneuerbare Energien in Deutschland ist derzeit etwas ernüchternd: Neben den Biogasanlagen, die bereits seit der Einführung des EEG 2017 kaum Zubau verzeichnen können, sinkt die Zahl der neuen Windenergieanlagen im ersten Halbjahr 2019 um 82 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Bundesverband Windenergie (BWE) meldet lediglich 35 in Betrieb genommene Anlagen für die erste Jahreshälfte.
Bei der Photovoltaik haben sich immerhin einige Wolken verzogen: So soll der 52-Gigawatt-Förderdeckel für den Photovoltaikausbau gemäß Klimapaket fallen. Dies dürfte den erwarteten Markteinbruch 2021/22 deutlich abdämpfen, durch den Wegfall der Förderung rechnete man bereits mit einer Halbierung des PV-Zubaus. Aber was heißt dies konkret für die Planung und die Kostendeckung künftiger Solarprojekte? Wie wird sich Strom aus Photovoltaik in Zukunft gegenüber anderen Energieträgern behaupten können?
Wir bei Next Kraftwerke – immerhin größter PV-Stromhändler Deutschlands – haben die r2b energy consulting aus Köln mit der Erstellung einer Fundamentalstudie zu diesen und anderen Fragen rund um die Zukunft der Photovoltaik im Strommarkt beauftragt.
Die Stromhandelsabteilung von Next Kraftwerke beauftragte die r2b energy Consulting mit der nicht ganz leichten Aufgabe, einen nachweisbar fundierten Blick in die Zukunft des Strommarkts zu werfen. Im Mittelpunkt stand dabei die Entwicklung des Marktwerts der Photovoltaik in unterschiedlichen Ausbauszenarien – ein Kernpunkt für strategische Entscheidungen im Stromhandel und der Produktplanung.
Die Experten verwendeten daher für ihre Untersuchung das Konzept einer Fundamentalstudie, die sich anders als eine konventionelle Studie nicht aus möglicherweise unter zweifelhaften Umständen erhobenen statistischen Daten speist. Stattdessen liegt einer Fundamentalstudie eine sehr große Sammlung von Daten zugrunde, in diesem Falle praktisch aller Daten zum Energiemarkt und zur Energiewirtschaft, zur Klimaentwicklung und zu weiteren sozioökomischen Faktoren, denen die Analysten habhaft werden konnten.
Auf Basis dieser umfassenden Auswertung wird also ein Zukunftsszenario errechnet, das sich am ehesten mit einer Computersimulation vergleichen lässt. Als Beispiel: Jedes einzelne Kraftwerk ist mit seiner Einspeiseleistung und seinen möglichen Inbetrieb- und Außerbetriebsetzungsdaten erfasst. Das Modell kann dann prognostizieren, wieviel Strom beispielsweise aus einem Kraftwerk in Belgien am 21. Mai 2021 zu welchem Preis eingespeist werden wird.
Für die Entwicklung von neuen Produkten aus dem Strom eines jeden Energieträgers sind vor allem zwei Faktoren entscheidend: Wie entwickelt sich der Großhandelspreis für den Strom insgesamt und wie verhält sich der Preis für Strom aus einem spezifischen Energieträger in Relation zu diesem Großhandelspreis?
Während Prognosen für den Großhandelspreis noch recht einfach sind – hier können die Analysten vom Börsenverlauf in die Zukunft ableiten – sieht dies bei PV-Strom aufgrund der fluktuierenden Einspeisung anders aus. Die Sonne scheint eben nicht immer gleich stark und manchmal auch gar nicht. Die hohe Volatilität bei der Einspeisung führt dann in unterschiedlichen Ausbauszenarien zu unterschiedlichen Marktwerten.
Wenn es sehr viele PV-Anlagen in einem Markt gibt, produzieren diese bei großen Schönwetterlagen sehr viel Strom gleichzeitig. Dies senkt unmittelbar den Börsenstrompreis am Intradaymarkt, hat auf den Marktwert des erzeugten PV-Stroms pro Kilowattstunde aber sogar einen noch stärkeren Einfluss. Andere Energieträger können dafür in PV-Knappheitssituationen, also bei Regenwetter, Nebel oder ganz einfach in der Nacht, deutlich höhere Marktwerte erzielen.
Der Marktwert von PV-Anlagen errechnet sich der r2b-Studie zufolge stark vereinfacht aus zwei Faktoren: Die Analysten teilten den errechneten, prognostizierten Preis für PV-Strom zu einem gegebenen Zeitpunkt durch den angenommenen Baseload- oder auch Großhandelspreis. Im Ergebnis erhielten sie so einen Faktor, der das Verhältnis von PV-Strompreis zu Großhandelspreis beschreibt.
Als Beispiel: Eine Megawattstunde Strom kostet im Großhandel 100 Euro und es existiert ein PV-Marktwertfaktor von 0,9. Multipliziert ergibt dies einen Preis von 90 Euro, mit dem Solarstromerzeuger im Verhältnis zu den Großhandelspreisen rechnen müssen.
Laut den Analysten ist bei jeglicher Betrachtung des Strommarktes zu bedenken, dass unser Strommarkt in einem rege handelnden europäischen Verbundnetz existiert. Nehmen wir hypothetisch an, dass Deutschland über sehr viel installierte PV und Frankreich über sehr wenig installierte Photovoltaik verfügt. Kommt es zu nun zu einer europäischen Langzeit-Schönwetterlage wie in den Sommern 2018 und 2019, fließt sehr viel billiger PV-Strom aus Deutschland über den Rhein nach Frankreich und dies aufgrund des Überangebots zu sehr niedrigen Preisen. Obwohl in Frankreich in diesem Szenario kein PV-Überangebot herrscht, sinkt dort dennoch durch den sehr günstigen deutschen PV-Strom der Marktwert pro PV-Anlage ab.
Natürlich spielen auch Faktoren außerhalb der Entwicklung der Photovoltaik eine Rolle: So unterschritt die sehr schwache Entwicklung bei der Windenergie die Annahmen der Studie deutlich. Auch mögliche Schwankungen von Öl-, Kohle- und Gaspreisen durch Konflikte und politische Krisen sind Unsicherheitsfaktoren. Bei allen CO2-emittierenden Energieträgern sind die Kosten für den internationalen und den derzeit diskutierten nationalen Emissionshandel für Wärme und Verkehr weitere Variablen. Klar ist aber zumindest eines: Steigen die fossilen Rohstoffpreise, wird dies positive Auswirkungen auf den PV-Marktwert haben.
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Mit der Studie von r2b energy consulting konnten die Stromhändler von Next Kraftwerke ihre Annahmen für eine sichere und dauerhafte Grundlage für die Vermarktung von Solarstrom in PPA-Modellen untermauern. Da die ersten PV-Anlagen zu Beginn der 2020er-Jahre aus der öffentlichen Förderung fallen werden, gibt es einen starken Bedarf an tragfähigen Vermarktungskonzepten. Wir können unseren Kunden nun eine solide und fundierte Einschätzung zu den Ertragsmöglichkeiten geben und auf Basis der Studiendaten und unserer eigenen Erhebungen nachhaltig erfolgreiche PPA-Verträge im PV-Bereich realisieren.
Da es sich bei den Studienergebnissen um durchaus sensible Daten aus Unternehmenssicht handelt, mussten konkrete Zahlen in diesem Artikel leider außen vor bleiben. Wir können aber klar sagen: Die Zukunft sieht für die Erzeugung von Strom aus Photovoltaik – nicht nur in Deutschland – recht sonnig aus.
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