Next Kraftwerke war mit einem Messestand auf dem IT & Career Summit vertreten. Unsere Kolleg_innen gaben Einblicke in die Arbeit im Virtuellen Kraftwerk und über mögliche Karriereeinstiege. Wir haben Esther Vogt, Software-Entwicklerin für Trading Applikationen zur Situation von Frauen in der Tech-Branche und ihren Eindrücken auf der Messe befragt.
Jennifer Ziller: Hi Esther, danke dass du dir die Zeit genommen hast, mit uns zu sprechen. Wie bist du zur Software-Entwicklung gekommen?
Esther Vogt: Gerne, ich bin seit einem Jahr bei Next im Team Trading Applications. Mein erster Schritt Richtung Software-Entwicklung war das Selbststudium der Programmierung mit Python für meine Bachelorarbeit. Mittlerweile gibt es dafür online ganz viele Ressourcen auf Lernplattformen wie udemy oder DataCamp. In meinem BWL-Studium habe ich in diversen Studentenjobs und Praktika viel Praxiserfahrung gesammelt und mir quasi nebenher Wissen in den Bereichen Data-Science, Machine-Learning und Data-Engineering angeeignet. Schließlich habe ich in Mannheim einen Master in Data Science abgeschlossen und bin beim Software-Engineering gelandet. Über meine Masterarbeit, in welcher ich mich mit dem Marktstammdatenregister und dessen Validierung anhand von Bilddaten beschäftigt habe, bin ich auf Next Kraftwerke gestoßen. Es war mir wichtig, in einer Branche mit gesellschaftlichem Mehrwert zu arbeiten. Außerdem kannte ich den Energiesektor schon ein wenig, da meine Familie selbst eine Biogasanlage betreibt.
Jennifer: Was machst du bei Next?
Esther Vogt: Ich bin Teil des Trading Applications Team. Wir kümmern uns um Design, Entwicklung und Wartung aller Apps, die für den Intradayhandel benutzt werden. Dabei stehen wir in agilem Austausch mit den Tradern, kümmern uns um die Apps selbst und die dort übermittelten Daten. Dazu gehört neben der Entwicklungsarbeit in Python viel Austausch über den Code, bestehende Probleme, die Vorstellungen von Kunden oder Stakeholdern. Wir pflegen eine sehr offene Kommunikation im Team und bei Next generell und unterstützen uns gegenseitig.
Jennifer Ziller: Du hast sowohl im Studium als auch in deiner bisherigen beruflichen Erfahrung Eindrücke zur Repräsentation von Frauen in Tech- und IT-Branche gewonnen. Möchtest du deine Eindrücke mit uns teilen?
Esther Vogt: Mein Eindruck ist, dass sich definitiv einiges getan hat in den letzten Jahren, dass es jedoch immer noch einige Herausforderungen gibt. Die Anzahl der Frauen in Tech ist sicherlich gestiegen - die verfügbaren 20 Plätze in unserem Masterstudium waren ausgewogen mit Männern und Frauen besetzt – aber im Job selbst sind wir Frauen nach wie vor deutlich in der Minderheit. Viele Unternehmen, wie zum Beispiel auch mein Arbeitgeber Next Kraftwerke, setzen sich mittlerweile aktiv für Diversität ein, aber ich habe den Eindruck, dass nach wie vor viele Vorurteile und unbewusste Vorbehalte gegenüber Frauen in der Branche existieren.
Jennifer Ziller: Was meinst du genau?
Esther Vogt: Zum Beispiel unterschwellige Vorurteile, dass Frauen weniger technikaffin und “nerdy” seien, was aus meiner Sicht ein überholtes Denkmuster repräsentiert. Das löst bei mir, und meiner Erfahrung nach auch bei anderen, das Gefühl aus, sich als Frau extra beweisen zu müssen. Das Impostor-Syndrom, also dass man das Gefühl hat, nicht genug zu können oder zu wissen, ist nach wie vor weit verbreitet und kann daher gerade bei Frauen stark ausgeprägt sein.
Jennifer Ziller: Und haben sich deine Eindrücke diesbezüglich auf der Messe bestätigt?
Esther Vogt: Unser Team und auch ich persönlich habe viel Zuspruch auf der Messe bekommen. Also das Interesse an Next als Arbeitgeber war schon sehr hoch. Das Publikum habe ich als international und divers erlebt, sowohl in Hinblick auf Berufserfahrung – von Praktikant_innen bis hin zu ausgebildeten Systeminformatiker_innen, als auch aufs Geschlechterverhältnis bezogen.
Ich habe mit zahlreichen Quereinsteiger_innen gesprochen. Viele kamen gar nicht klassisch aus der IT oder der Software-Entwicklung, sondern haben sich im Selbststudium in Richtung IT entwickelt. Klar, tendenziell waren schon mehr Männer anzutreffen, daher bin ich persönlich aktiv auf Frauen zugegangen, auch um eventuelle Hürden aus dem Weg zu räumen.
Generell hatte ich auf der Messe den Eindruck, dass Tech-Berufe zunehmend in der Mitte der Gesellschaft rücken. Wie gesagt, ich selbst bin noch mit dem klassischen Tech-Stereotyp des technikaffinen Einzelgängers aufgewachsen, die Messe spiegelte diese allerdings kaum noch wider.
Jennifer Ziller: Hattest du die Möglichkeit mit Entwicklerinnen ins Gespräch zu kommen? Wie war der Austausch? Welche Fragen wurden dir gestellt?
Esther Vogt: Ich habe mich mit vielen Entwicklerinnen unterhalten. Tatsächlich hatten die Frauen, die sich für unsere Stellen interessierten, sehr klare Vorstellungen, haben gezielt gefragt und größtenteils auch viel Erfahrung im Gepäck. In der Regel hatten sie sich zu den bei uns angewandten Programmiersprachen und Technologien erkundigt. Darüber hinaus habe ich von unseren Arbeitsmethoden und unserer Kultur berichtet. Ob wir etwa nach agilen Methoden wie Scrum oder Kanban arbeiten oder wie die Entwicklerprozesse bei uns aussehen. Etwas gewundert hat mich, wie selten flexible Arbeitszeitmodelle angesprochen wurden.
Die Kultur im Software-Entwicklungsteam bei Next ist generell sehr offen. Sowohl was den Software-Entwicklungsprozess als solchen betrifft, also agile Arbeitsmethoden, aber auch die Möglichkeit zur flexiblen Arbeitszeiteinteilung. Ich halte den Fokus auf gemeinsames Lernen, also den internen Wissensaustausch für sehr bedeutsam. Wir arbeiten in einem Umfeld, das sich sehr schnell weiterentwickelt. Lebenslanges Lernen gehört für mich zu den Grundvoraussetzungen im Job. Das heißt auch, dass eine gewisse Grundlage an Fähigkeiten ausreicht, um bei uns einzusteigen. Den Rest lernt man im Job.
Jennifer Ziller: Wie haben die Besucher_innen auf dich reagiert?
Esther Vogt: Ich hatte den Eindruck, dass einige überrascht waren, dass ich in der Software-Entwicklung arbeite. Viele hatten mich in der klassisch weiblichen Ecke, also im Kontext der Messe eher HR o.ä. verortet. Mir war es wichtig, aus meinem Erfahrungsfeld zu berichten und als Role Model fungieren zu können.
Jennifer Ziller: Was denkst du könnte helfen, Vorurteile abzubauen?
Esther Vogt: Ein wichtiger Schritt ist Bewusstsein zu schaffen für unbewusste Vorurteile – sowohl bei Führungskräften als auch bei Mitarbeitenden und Diversität auch zu leben. Netzwerke sind unglaublich wichtig, um sich auszutauschen und voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu motivieren. Außerdem halte ich es für sehr wichtig, das Arbeitsumfeld so zu gestalten, dass Frauen gerne im Unternehmen bleiben, Stichwort flexible Arbeitszeiten und Remote Arbeit. Das ermöglicht Frauen eine bessere Work-Life-Balance – ein Faktor, der oft unterschätzt wird. Und zuletzt halte ich es für sehr wichtig, schon in den Schulen Mädchen an Technologie und Programmierung heranzuführen. Ich finde es schade, dass ich selbst nicht früher das Programmieren gelernt habe. Am besten fängt man damit an, bevor man ins Teenageralter kommt und Programmieren plötzlich „uncool“ wird. Um das für andere zu ändern, engagiere ich mich bei einer großartigen Initiative mit Namen she.codes by TEC für junge Mädchen, die Programmieren lernen möchten.
Jennifer Ziller: Was würdest du Frauen raten, die bei Next einsteigen wollen?
Esther Vogt: Seid mutig und vertraut auf eure Fähigkeiten! Lasst euch nicht von Stereotypen oder Zweifeln abhalten. Lernt kontinuierlich dazu und habt keine Angst davor, in technischen Bereichen sichtbar zu sein oder Verantwortung zu übernehmen. Frauen haben im Tech-Umfeld genauso viel zu bieten wie Männer!
Jennifer Ziller: Vielen Dank, Esther, für deine Einblicke und viel Erfolg weiterhin in deiner Karriere!
Hinweis: Next Kraftwerke übernimmt keine Gewähr für die Vollständigkeit, Richtigkeit und Aktualität der Angaben. Der vorliegende Beitrag dient lediglich der Information und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung.
Weitere Informationen und Dienstleistungen