Indien hat ein strukturelles Energiedefizit zu beklagen: Aufgrund des steigenden Strombedarfs und dem Problem, mit dem Zubau der Energieversorgung nachzukommen, sind Netzausfälle in weiten Teilen des Landes an der Tagesordnung.
Indien gehörte 1981 mit der Gründung eines Ministeriums für Neue und Erneuerbare Energien zu den Vorreitern bei der Nutzung von regenerativen Stromquellen und war die erste Nation weltweit, die eine staatliche Institution einsetzte, um die Entwicklung fort von fossilen Energiequellen zu fördern. Dies war nicht nur der Tatsache zu verdanken, dass die Nachteile für die Umwelt erkannt wurden, sondern hatte vor allem auch zum Ziel, den massiven Energieengpässen, die dem hohen Wirtschafts- und Wohlstandswachstum geschuldet waren und sind, Herr zu werden. Zudem geben die wachsenden Preise bei den herkömmlichen Energielieferanten Anlass zum Umdenken und zur Suche nach Alternativen. Die Energieversorgung für die Zukunft zu gewährleisten, ist vor allem auch für die Sicherung eines nachhaltigen und bleibenden Wirtschaftswachstums vonnöten.
Der im Mai dieses Jahres neu ins Amt gewählte Premierminister Narendra Modi legt besonderen Fokus auf den Ausbau der Stromversorgung und die Sicherung der Netzstabilität. Indien hat heute weltweit die um 20% gestiegen. Allerdings ist Indien noch immer einer der größten Importeure und Produzenten von Steinkohle, dabei sind die Potenziale für die Stromgewinnung aus Erneuerbaren Energien enorm. Enorm ist auch der Bedarf: derzeit fehlen auf dem Subkontinent durchschnittlich zwischen 6 und 9 % an Versorgungskapazität.
Die Regierung plant, Indien bis 2022 zu einer solaren "Supermacht" zu machen. 2014 beträgt der Anteil des aus Solarkraft produzierten Stroms lediglich 1%. Die Gesamtleistung aller Solarkraftwerke soll bis 2022 auf ein Zehnfaches anwachsen und dann 22 Gigawatt betragen. Der Anteil von Solarstrom am prognostizierten Gesamtverbrauch betrüge dann 7 %. Um den Zuwachs zu fördern, wird der Bau von neuen Solaranlagen zu fast 50% subventioniert. Es wird gleichermaßen auf den Aufbau herkömmlicher Photovoltaik als auch auf den solarthermischer Anlagen gesetzt. Allein durch die klimatischen Bedingungen und die weitläufigen Flächen, die das Land bietet, birgt die Solarenergie - aber auch die Windenergie - ein enormes Potential.
So ist Windkraft bereits die dominierende Ressource unter den Erneuerbaren – die Bedingungen für ihre Nutzung gelten in Indien als ideal. So verfügt das Land über 7.600 Kilometer Küste, die für Offshore Windanlagen genutzt werden können. Die Weichen für die heutige Position der Windkraft wurden bereits 1984 gestellt, als die Regierung das „Wind Power Program“ initiierte, um die Produktion, Vermarktung und die technische Weiterentwicklung im Bereich Windkraft voranzutreiben.
Dreiviertel der Menschen in Indien leben auf dem Land und für einen Großteil ist die Landwirtschaft Existenzgrundlage. Dies bietet eine gute Voraussetzung für den Betrieb von Biogasanlagen. Zudem ist die Nutzung kleiner, dezentraler Anlagen eine Chance, den Zugang zu Elektrizität zu ermöglichen und den Lebensstandard der ländlichen Bevölkerung zu verbessern. Bisher beträgt die eingespeiste Leistung an Biogas 4 GW. Das Potential ist um ein vielfaches höher, dennoch ist die Zahl der Neuinstallationen bei Biogas- und Biomasseanlagen rückläufig.
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Das Ministry of New and Renewable Energy (MNRE) sieht die mögliche Kapazität Erneuerbarer Energien in Indien bei 245 GW, wonach aktuell etwa 12% des Potentials ausgeschöpft werden. Aus Kohle wird derzeit etwa fünf Mal so viel Energie gewonnen wie aus erneuerbaren Quellen insgesamt. Aus Atomkraft immerhin nur 4,7 GW, also etwas mehr als aus Biomasse. In Zukunft soll die Kernkraft allerdings ein „Eckstein der indischen Energieversorgung“ werden. Nicht zu vergessen ist dabei, dass in Indien noch immer 40% der ländlichen Bevölkerung gänzlich ohne Strom auskommen müssen. Diese überhaupt erstmal ins Netz zu integrieren, wird vermutlich zunächst Priorität vor dem Ausbau der Erneuerbaren Energien haben.
Ausbauziel der Regierung: 15% EE bis 2020
Investitionen in Erneuerbare Energien 2013: 6 Milliarden US-Dollar
Fotonachweis: Land Rover Our Planet
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