Spätestens seitdem sich VW, Daimler und Porsche zur E-Mobilität bekannt haben und kräftig in diesen Bereich investieren, ist eines klar: In Zukunft werden Elektroautos zum Normalfall auf deutschen Straßen. Für unseren Vertriebsmitarbeiter Hans-Joachim Röhl hingegen ist das E-Auto schon längst Teil der Gegenwart. Ein Erfahrungsbericht.
Verena Dubois: Vor etwa zwei Jahren bist du ja von einem Hybrid auf ein rein batterieelektrisches Auto umgestiegen. Wie sind deine Erfahrungen?
Hans-Joachim Röhl: Gut! Ich bin wirklich sehr zufrieden. Insgesamt bin ich seit September 2016 bereits über 100000 km mit dem E-Auto gefahren.
Verena Dubois: Wow, das hört sich nicht so an als wärest du weniger unterwegs als in den Jahren zuvor, oder?
Hans-Joachim Röhl: Nein, ich bin selbst ganz erstaunt darüber, dass mein Fahrzeug so alltagstauglich ist, obwohl es nur eine Akku-Kapazität mit einer Reichweite von bis zu 250 km besitzt und mit bis zu 22 kW kein sonderlich leistungsstarkes Ladegerät an Bord hat. Trotzdem hat sich mein E-Dienstwagen im Arbeitsalltag bewährt, ein „Downgrade“ auf einen Verbrenner ist definitiv nicht mehr erforderlich.
Verena Dubois: Man hört ja immer wieder, dass es an Ladeinfrastruktur fehle. Wie klappt das bei dir? Wo kannst du laden?
Hans-Joachim Röhl: Hauptsächlich lade ich den Akku zu Hause an der Haushaltssteckdose. Daran könnte ich mit einer maximalen Leistung von 3,7 kW (16 A einphasig), also mit Lichtstrom, wie es so schön heißt, den Akku laden. Meist lade ich aber nur mit 12-13 A.
Verena Dubois: Wirklich? Und das reicht?
Hans-Joachim Röhl: Ja, wenn das Auto die ganze Nacht in der Garage steht, dann kann der Akku über 10 bis 12 Stunden geladen werden. In diesem Zeitraum kommen dann 30 bis 35 kWh zusammen. Das entspricht etwa 200 km Reichweite.
Verena Dubois: Und wenn du zu einem weiter entfernten Kunden fahren musst und definitiv nicht genug im Akku hast, um zurück nach Hause zu kommen?
Hans-Joachim Röhl: Das ist unterschiedlich. Meist lade ich beim Kunden vor Ort während wir uns besprechen. Nach 1,5 bis 2 Stunden ist der Akku bereits wieder geladen. Manchmal lade ich aber auch an Autobahnraststätten. Mittlerweile sind fast alle mit Ladesäulen 22 kW AC bis 100 kW DC ausgestattet. Ähnliches gilt übrigens für Supermarktketten oder sogar Möbelhäuser. Wenn in Zukunft immer mehr E-Autos auf den Straßen unterwegs sein werden, dann muss aber definitiv auch die Ladesäulen-Infrastruktur stetig weiter ausgebaut werden. Sonst wird das nicht funktionieren.
Verena Dubois: Dein nächstes Dienstfahrzeug wird wieder ein batteriebetriebener Elektro-PKW sein. Gibt es dabei einen Vorteil zu deinem bestehenden Fahrzeug?
Hans-Joachim Röhl: Ja, eindeutig! Das neue Auto hat einen Akku mit einer Kapazität von 64 kWh, was einer realistischen Reichweite von 350 km entspricht – also schon mal 100 km mehr als jetzt. Zusätzlich kann der Akku mit 75 kW (Werksangabe 100 kW) Gleichstrom wesentlich schneller als bisher mit 22 kW Wechselstrom geladen werden. Damit bin ich von Tübingen aus sicher in viereinhalb bis fünf Stunden in Köln, ohne Staus gerechnet natürlich.
Verena Dubois: Das hört sich gut an. Wie siehst du denn die Zukunft der E-Mobilität?
Hans-Joachim Röhl: Wenn man beobachtet, was sich momentan in den für die deutsche Automobilindustrie wichtigsten Absatzmärkten abspielt und daneben die von Volkswagen, aber auch Porsche, angekündigten und von Daimler bereits getätigten, recht hohen Investitionen im Bereich der Akkumulatoren betrachtet, dann denke ich: die Elektromobilität kommt! Dabei ist aus meiner Sicht das batterieelektrische Auto der Brennstoffzelle klar überlegen. Denn hier gibt es viel weniger Umwandlungsverluste vom Primärenergieträger bis zum Kilowatt, das konkret zur Fortbewegung auf der Straße wirkt. Im Idealfall geht die Energie direkt von der Solarzelle in den Akku. Alternative Antriebsarten sind meiner Meinung nach wesentlich ineffizienter und damit teurer.
Verena Dubois: Und welchen Einfluss wird die Entwicklung auf die Energiewirtschaft im Allgemeinen und auf Next Kraftwerke im Speziellen haben?
Hans-Joachim Röhl: Die Sektorenkopplung eröffnet viele spannende Perspektiven. Auch bei Next Kraftwerke sind ja schon Projekte angelaufen, die Synergieeffekte zwischen E-Mobilität und Energiewirtschaft deutlich machen. So können etwa Batterien von E-Autos ihre flexible Leistung auf dem Regelenergiemarkt anbieten. Genau das erproben wir gerade gemeinsam mit Jedlix, einem Aggregator von E-Fahrzeugen, und im Rahmen des FRESH-Projekts. Mit Hilfe intelligenter Ladekonzepte können E-Autos an der Stabilisierung des Stromnetzes mitwirken und so zusätzliche Einkommensmöglichkeiten für die Eigentümer erschließen.
Verena Dubois: Was bedeutet es denn eigentlich für die Stromversorgung, wenn künftig immer mehr E-Autos fahren und beladen werden müssen?
Hans-Joachim Röhl: Das ist eine gute Frage. Ich denke, die Automobilwirtschaft wird zukünftig immer mehr Druck in puncto Ladeinfrastruktur auf die Energiewirtschaft und Politik ausüben. Als Sekundäreffekt wird das dann hoffentlich den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Deutschland und der Europäischen Union deutlich vorantreiben. Durch die Umstellung auf den elektrischen Antriebsstrang werden aber auch einige energieintensive Prozesse in der Automobilwirtschaft, beispielsweise im Motoren- und Getriebebau, wegfallen, was wiederum zu Einsparungen führt. Insgesamt kann ich nur sagen, dass ich mich auf eine Zeit mit immer mehr schadstoffarmen Fahrzeugen auf den Straßen freue.
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